Vier Punkte gegen den Spitzenreiter
Nach großem Kampf verloren die EC Bergkamener Bärinnen am frühen Samstagabend in der Verlängerung dann doch gegen den ECDC Memmingen.
Dabei hätte das Spiel nicht besser starten können. Alyssa Mae Wohlfeiler wirbelte die Gästeabwehr bereits nach etwas mehr als einer Minute zweimal komplett durcheinander und erzielte mit ihrem zweiten Versuch die 1:0-Führung für ihre Farben (1:18 Minuten; Vorarbeit: Sabina Florian). Nur gute zwei Minuten später holte sie sich in Unterzahl im eigenen Drittel die Scheibe, spitzelte sie an der ersten Verteidigerin, spielte die zweite aus und vollstreckte eiskalt zum vielumjubelten 2:0 für den ECB. Auch in den darauffolgenden Minuten spielten die Bärinnen gut mit und kamen zu Chancen. Mit zunehmender Spielzeit wurde der Tabellenführer aus dem Süden Deutschlands aber stärker. So kamen sie auch noch vor der ersten Drittelpause zum verdienten Anschlusstreffer. Die Topscorerin der Damen-Eishockey-Bundesliga, Taylor Day – die auch heute wieder an allen drei Memminger Treffern beteiligt war – traf für die Gäste. Mit dieser knappen aber nicht unverdienten Führung ging es in die erste Pause. Kapitänin Michelle Lübbert, die bereits mit Knieproblemen in die Partie gegangen war, blieb dann auch in der Kabine, für sie ging es nicht mehr weiter. Trainer Robert Bruns musste also, nachdem er eh schon verletzungsbedingt auf die Verteidigerinnen Britta Schröder und Nationalspielerin Rebecca Graeve verzichten musste, wieder umstellen.
Im Mitteldrittel wechselten sich beide Mannschaften phasenweise ab, dass Spiel zu übernehmen, wobei die Phasen der Gäste überwogen. Der demnach auch verdiente Ausgleich der Memmingerinnen nach 24:30 gespielten Minuten ging somit in Ordnung. Aber die Bärinnen steckten nicht auf, mussten durch den verletzungsbedingten Ausfall von Michelle Lübbert auf zwei Reihen umstellen, was natürlich ordentlich Kraft kostete. Einige gute Möglichkeiten konnten sie sich trotzdem herausspielen. Die besten hatten in dieser Phase Alyssa Mae Wohlfeiler per Penalty, bei dem die Torfrau das Tor verschob, zumindest fragwürdig, warum da nicht auf technisches Tor entschieden wurde und Mona Schneck, sie zielte einmal etwas zu genau am langen Pfosten vorbei und einmal nachdem sie zwei Gegnerinnen ausspielte, konnte die Memminger Torhüterin Emma Schweiger so gerade noch den Tunnel durch die Beine verhindern. Diese und weitere Chancen blieben leider ungenutzt. Auf der anderen Seite hatte auch Jule Flötgen im ECB-Tor gut zu tun um ein weiteres Gegentor zu verhindern. 2:2 zur zweiten Pause.
Im Schlussabschnitt merkte man dann den Bärinnen den Kräfteverschleiß deutlich an. Die Phasen in denen sie sich längere Zeit im gegnerischen Drittel aufhielten wurden kürzer und die Gäste erhöhten den Druck. Aber die Gastgeberinnen kämpften weiter und konnten auch unter dem steigenden Druck der Gäste das Unentschieden halten. Sie versuchten jeden Schuss zu blocken, die Passwege zuzulaufen und wenn sich eine gefährliche Situation vor dem Tor ergab, war Torhüterin Jule Flötgen hellwach und hielt den Kasten sauber.
In der fünfminütigen Verlängerung waren es dann wieder die Gäste die mehr Druck ausübten, ohne dabei aber bei ausgeglichener Spielerinnenzahl richtig gefährlich zu sein. Erst als die Bärinnen eine Strafzeit bekamen, wurde der Druck zu groß und Sonja Weidenfelder, die sehr schön freigespielt wurde konnte 27 Sekunden vor Ende der Partie den Siegtreffer für die Gäste erzielen. „Es war am Ende natürlich schon verdient, aber für uns ein sehr ärgerlicher und am Ende enttäuschender Spielverlauf“ sagte nach dem Spiel die langjährige Nationalspielerin Nina Ziegenhals.
Am Sonntag war der Start dann nicht ganz so furios wie noch am Vorabend. Ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten war es im ersten Drittel. Aber wieder waren es die heimischen Bärinnen die den ersten Punch setzen konnten. Christina Schwamborn brachte ihr Team in Führung (5:38 Minuten; Vorarbeit: Claudia Weltermann, Lea Badura). Im weiteren Verlauf des Drittels ging der Puck weder Hüben noch Drüben über die Linie, sodass der ECB wieder mit einer Führung in die erste Drittelpause ging.
Im zweiten Abschnitt nahm der Druck der Memmingerinnen dann etwas zu. Doch die ECB-Damen kämpften und blockten Schuss um Schuss, oder Pia Surke im Tor wehrte ab. Bis zur 32. Minute, Sonja Weidenfelder konnte den Ausgleich für die Gäste erzielen. Glück hatten die Bärinnen als in eigener Überzahl Taylor Day alleine auf Surke zulief sie um kurvte, dann aber nur den Innenpfosten traf.
Im letzten zu spielenden Drittel am Wochenende war es ein aufopferungsvoller Kampf der Bärinnen. Das Geschehen spielte sich zwar hauptsächlich in der Hälfte der ECB-Damen ab, aber sie warfen alles in die Waagschale um Pia Surke im Tor möglichst viele Schüsse zu nehmen. So warfen sie sich in jeden Schuss und liefen ungemein viele Wege zu. Und blieben auf der anderen Seite aber immer wieder gefährlich. So konnte Celina Belo, nachdem sich Sabina Florian und Alyssa Mae Wohlfeiler die Scheibe erkämpft hatten mit einem Bauerntrick das 2:1 für den ECB erzielen (41:56 Minuten). Nur dreieinhalb Minuten später konnte dann Pauline Gruchot nach wunderbarer Vorarbeit von Christina Schwamborn und vor allem Mona Schneck zum 3:1 einnetzen. Das hatte zur Folge, dass die Gäste noch mehr Druck ausübten, benötigten aber wieder ein Überzahlspiel um durch Taylor Day den erneuten Anschluss zu erzielen (50:54 Minuten). „Die Unterzahlspiele im letzten Drittel haben richtig Kraft gekostet. Aber ich bin super Stolz auf die Mannschaft, das war eine unglaubliche Leistung.“ so eine sichtlich begeisterte Vorsitzende Ilona Pollmer nach dem Spiel. 1:04 Minuten vor Ende des Spiels musste dann Nina Ziegenhals auf die Strafbank und die Bärinnen mussten wiederum in Unterzahl agieren. Das machten sie aber bravourös, ließen kaum gefährliche Schüsse auf das Tor kommen. Im Gegenteil, Alyssa Mae Wohlfeilers vielumjubeltes 16. Saisontor aus dem eigenen Drittel heraus ins leere Tor bedeutete den 4:2 Endstand und somit die erste Niederlage für die Memmingerinnen in der regulären Spielzeit (59:42 Minuten; Vorarbeit: Claudia Weltermann). „Endlich haben sich die Mädels für den Aufwand und den Einsatz den sie an den Tag legen auch mal richtig belohnt!“ so ein glücklicher und zufriedener Trainer Robert Bruns.
Nichtsdestotrotz müssen die Bärinnen weiterhin fokussiert bleiben, am nächsten Wochenende müssen sie Auswärts beim ERC Ingolstadt, einem weiteren direkten Konkurrenten um die vorderen Plätze, ran. „Aber jetzt erstmal den Sieg genießen und die Blessuren etwas auskurieren und dann nächste Woche wieder Vollgas geben.“ meinte Ilona Pollmer.